Aktionen – Offener Brief

Der geplante Freiburger Stadtteil Dietenbach als Hochwasserexperiment

Die erschreckenden Bilder und Nachrichten von Ahrweiler haben gezeigt, zu welchem Ausmaß an Verwüstung die gewaltigen und unberechenbaren Wassermassen fähig sind.
Nun soll im Überschwemmungsgebiet in den Dietenbachniederungen ein neues Baugebiet für 16000 Menschen entstehen. Reichen die Hochwasserschutzmaßnahmen aus?

Bezogen auf den Freiburger Neubaustadtteil Dietenbach war dies auch Thema der Sendung Drehscheibe am 11. Oktober 21 (von Minute 30-34).
Noch ein zusätzlicher Hinweis von Rolf Baiker zur Sendung Drehscheibe:

Die Dietenbach-Aue ist eine eiszeitliche Flutmulde. Sie dient zur Ableitung von Niederschlagswasser aus dem Schwarzwald ins Rheintal.Die Flutmulde führt das Wasser durch den in der Eiszeit aufgespülten Schwemmkörper (Schotter, Kiese, Geröll) hindurch. Der neue Stadtteil soll genau in dieser Flutmulde gebaut werden. Sie ist (derzeit noch) Überschwemmungsgebiet (HQ 100 = § 76 WHG) und (auch künftig) Hochwasser-Risikogebiet (HQ extrem = § 78 b WHG). Um die Dietenbach-Aue bebaubar zu machen, soll das Gebiet mit Erdmaterial aufgeschüttet werden (1,5 Mio m³ / Cheops-Pyramide = 2,5 Mio m³). Das Hochwasser soll mit einem Flutkanal (35 Meter breit) durch das Baugebiet in Richtung Umkirch abgeleitet werden.

Für die Wasserwirtschaft gilt: Geomorphologische Flutmulden nicht bebauen, da extremer Niederschlag rechnerisch nicht beherrschbar ist.

Rolf Baiker, Diplom-Ingenieur für Wasserwirtschaft, erläutert in einem Offenen Brief an die Verantwortlichen der Stadt Freiburg, wieso die Einhaltung des Mindeststandards uns in eine trügerische Sicherheit wiegt.
Bei extremen Starkregen versperrt der aufgeschüttete Neubaustadtteil den Hochwasserabfluss. Dieser Rückstau birgt  die Gefahr der Überflutung ganzer Stadteile. Da Starkregen oft punktuell auftritt, kann dieser durch die üblichen flächenmäßig begrenzten Hochwasserschutzmaßnahmen nicht ausreichend aufgefangen werden.

Neubau-Stadtteil
im Hochwasser-Flutgebiet – OFFENER BRIEF

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

in Freiburg (Öko-Hauptstadt 1992) soll in einem Überschwemmungsgebiet (Hochwasser-Risikogebiet) der Stadtteil Dietenbach für 16.000 Menschen entstehen. Der neue Stadtteil würde dem Hochwasserabfluss von den Schwarzwald-Bergen in das Rheintal den Weg versperren.

Ein Offener Brief richtet sich jetzt an die Verantwortlichen in der Stadt (Anlage).

Die Bilder der Hochwasser-Katastrophen führen in Freiburg offenbar zu keinem Umdenken. Die Stadtverwaltung „hält die Hochwasserfrage bei Dietenbach für gelöst“ (Badische Zeitung vom 21. Juli) – auch jetzt noch, nach den Erfahrungen mit den extremen Starkregen-Ereignissen. Der Baubürgermeister, angesprochen auf das Dietenbach-Projekt, sagte im Interview: „… das müsste uns jetzt noch einmal mehr zum Nachdenken bringen.“ (SWR Aktuell vom 20. Juli, 19.30 Uhr).

Nachdenken reicht nicht aus. Wenn auch für Sie ein Umdenken notwendig ist, dann wenden Sie sich bitte an Herrn Oberbürgermeister Martin Horn.

Ich sende Ihnen hier den Offenen Brief. Diesen Brief bitte an viele Menschen auf allen Wegen weitergeben und – wo Sie können – bitte aktiv mitmachen bei der Aktion „Die Aue gehört dem Fluss“. Vielen Dank.

Freundliche Grüße
Rolf Baiker