Kommentar zum BZ Artikel vom 29.2.2020

Kommentar zum BZ Plus Artikel Initiative zählt Bäume, die Stadt rechnet mit Flächen von Jelka Louisa Beule
Günter Müller (3 Kommentare seit 16. Feb 2020)

Zitat: »Aber der wegfallende Wald werde in „Fläche und Funktion“ eins zu eins ersetzt, betont die Verwaltung.«
Die Informationspolitik der Stadt hat sich auch ein Jahr nach dem Bürgerentscheid nicht geändert. Es wird weiter versprochen und behauptet.
Wo die Stadt die wegfallende grüne Lunge ersetzen will, sagt sie nicht, denn sie weiß es noch gar nicht. Nicht viel anders verhält es sich mit den versprochenen Ersatzflächen für die Landwirte und die Ausgleichsflächen.
Bis die 2000 neuen Bäume, die Größe des Waldstückes haben, dass gerodet werden soll, können locker 50-100 Jahre vergehen und für die Tierwelt ist ein Wald eben nicht gleichzusetzen mit einer Fülle neu gepflanzter Straßenbäume. Aber was zählt derlei schon in Green City.
Insofern ist es eine Lüge, wenn den Bürgern erzählt wird, die Bäume würden in »Funktion« ersetzt, denn das ist nicht möglich. Die entsprechende Funktion haben die Bäume nur dort wo sie aktuell stehen, z.B. auf das Klima, für die Tierwelt, Freizeitwert, Luftqualität, Temperatur, Lärmschutz etc.
Anders als von der Stadt behauptet, wurde die geplante Rodung nicht in der Öffentlichkeit thematisiert. Und das war auch beabsichtigt, denn spätestens seit der »Stilllegung« von ca. 50 Bäumen für das neue Volksbankgebäude am Bahnhof war der Verwaltung klar, dass die Bürger ihre Bäume wertschätzen. Einen weiteren Beweis dafür gab es am Keidelbad, wo für viel weniger Bäume lauter Protest entbrannte.
Im Vorfeld des Bürgerentscheids haben Verwaltung und Baubefürworter stets versucht das heutige Dietenbachgelände als eine einzige Maiswüste abzuqualifizieren. Dass dem nicht so ist und dass auf dem gesamten Gelände viele Tiere leben, haben u.a. die Bürgerinitiativen
http://www.Rettet-Dietenbach.de
und
http://www.biprolandwirtschaft.de
dargelegt. Die Stadt hat das aber stets bestritten oder relativiert.
Die vorgenannten Bürgerinitiativen haben auch darauf hingewiesen, dass die Bebauung dort wegen hohem Grundwasserspiegel und Überflutungsgefahr ungeeignet sei. Dass die Mieten und Immobilienpreise hoch sein werden und die 50 %-Quote nicht einzuhalten sei. Die bereits hoch verschuldete Stadt sich einen der größten Neubaustadtteile Deutschlands überhaupt nicht leisten kann und der Bedarf u.a. wegen des demografischen Wandels ab 2025, wenn erster Wohnraum dort entstehen könnte, sukzessive abnimmt.
Anstatt, dass sich die Bauverwaltung endlich um weniger umstrittene Bauvorhaben kümmert, steckt sie Millionen in Dietenbach und bindet entsprechend viel Personal. Baugebiete wie Zinklern und Zähringen Nord kommen dadurch nicht voran. Wegen dieser falschen Priorisierung fehlt letztlich Wohnraum in Freiburg.
Seit geraumer Zeit entspannt sich der Wohnungsmarkt allmählich. Die Klimakrise hingegen verschärft sich. Dennoch baut Freiburg weiter wie verrückt, lässt den Verkehr weiter ansteigen und wird dadurch frühestens 2035 – wenn überhaupt – die Klimaziele einhalten.
Es ist leider sehr wahrscheinlich, dass am Ende dieses Jahrzehnts die Stadt Freiburg hoch verschuldet ist und das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Die 50 %-Quote, das große Wahlversprechen in Dietenbach wurde krachend verfehlt. Da das Bauen und Wohnen dort teuer ist und das Wohnen an Schnellstraßen und auf der Baustelle unattraktiv ist und es dort an Infrastruktur fehlt, geht die Entwicklung des Stadtteils nur schleppend voran. Ein wesentlicher Grund dafür ist auch der Umstand, dass es im übrigen Stadtgebiet inzwischen genug anderweitige Wohnungsangebote gibt. Spätestens dann ist klar: Dietenbach war ein großer Flopp, aber dann ist es zu spät.

  • 29. Feb 2020 – 13:12 Uhr

Tjark Voigts
1019 seit 1. Sep 2009

Die Waldflächen rechts und links vom vorhandenen Sportgelände wurden vor 10 Jahren als Ausgleichsflächen für die neuen Fussballplätze aufgepäppelt und vertraglich unter Schutz gestellt. Jetzt sollen diese Ausgleichsflächen woanders mit sehr jungen (!) Bäumen wiederum ausgeglichen werden ? Erstens hat die Stadt mit dem ökologischen Ausgleich für die Dietenbach-Bebauung immer noch ein ungelöstes Problem, zweitens widerspricht es eklatant dem notwendigen Umwelt- und Naturschutz, alle 15 Jahre Ausgleichsflächen platt zu machen. Der Ausgleich vom Ausgleich verdoppelt das Problem, und eigentlich ist es nur eine Salami-Taktik, um sich Bauwünsche zulasten der Natur zu erfüllen. Krass !

  • 3. Mär 2020 – 09:13 Uhr